Diente die Kohle zuerst nur als Energieträger zur Dampferzeugung, so änderte sich dies 1916 mit dem Bau des Ammoniakwerkes Merseburg in Leuna und der industriellen Erzeugung von synthetischen Ammoniak, sowie späteren synthetischen Erzeugung von Methanol, Benzin und Kautschuk durch die IG Farben. Die stoffliche Verwertung der Kohle löste die Kohle als einfachen Energieträger ab. Mit dem Kapitel der Synthetischen Treibstofferzeugung ist aber auch eine Zeitabschnitt verbunden, der in den Jahren 1944 bis 1945 das Geiseltal - mit seiner Carbochemie - zu dem wichtigsten strategischen Ziel der alliierten Bomberverbände werden ließ im Zweiten Weltkrieg. Diese Seiten sollen einen Versuch darstellen, diesen Zeitabschnitt für das Geiseltal etwas näher zu beleuchten. Sie erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit oder gar einer lückenlosen Dokumentation. Vielmehr sollen die vorhandenen oder gefundenen Bruchstücke aus jener Zeit, zu einem Ganzen zusammengefügt werden, soweit dies möglich ist. Wenn sich am Ende daraus ein klareres Bild der Ereignisse und Umstände ergibt, wäre dies sicher unserem Wissen um unsere eigene Geschichte im Geiseltal dienlich.
Als Auslöser für das Erstellen dieser Seiten war eine 2009, bei Ausschachtungsarbeiten, gefundene Steinplatte. Diese erinnerte an eine der vielen schweren Bombardierungen im Jahre 1944. Durch Berichte und Erzählungen der älteren Generation bereits in jungen Jahren mit der Thematik vertraut, bestand schon immer ein gewisses Grundinteresse an Informationen über diese Zeit im Geiseltal. Jedoch erst nach diesem Fund wurden intensive Bemühungen unternommen, mehr Informationen und Hintergrundwissen zu erhalten. Es folgten Archiv-, Buch- und Internetrecherchen - deren Erkenntnisse für den Aufbau der Seiten dienten. Die hier folgenden Seiten, sind als nicht kommerzielles Informationsangebot für alle Interessierten zu sehen.
Bei Schachtarbeiten gefundene Steinplatte
Diese Steinplatte erinnert an die Bombenabwürfe über dem Geiseltal am 11. September 1944 und wurde an einem Haus in der Oberen Freyburger Straße in Mücheln gefunden, wo sie als Füllmaterial Verwendung fand. Da zum früheren Zeitpunkt ein Steinmetz in dem Haus lebte und arbeitete, muss es sich um eine Auftragsarbeit gehandelt haben. Wieso diese Platte jedoch nicht dem Auftraggeber ausgehändigt wurde, schien lange Zeit ein Rätsel zu sein. Nach heutigen Erkenntnissen kann es sich wahrscheinlich um ein Schreibfehler im Familienname handeln. So gab es im Oelzschner Weg (heutige Karl-Marx-Straße/ Mücheln) eine Familie Cortmann, deren Haus am 11.Sept 1944 einen Bombenvolltreffer erhalten hatte.