Zwangsarbeit

Von der NSDAP herausgegebene Broschüre 1943

Von der NSDAP herausgegebene Broschüre 1943

Bildarchiv: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald

In den Jahren 1940 bis 1945 kamen im Geiseltal auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zum Einsatz. Diese wurden vorwiegend und hauptsächlich in den Tagebauen der Braunkohlenwerke und den chemischen Werken Leuna, Lützkendorf und Schkopau >> als kriegswichtige Werke << eingesetzt.
Die Betrachtung dieses Komplexes der deutschen Geschichte ist nicht ganz einfach, da dieses Kapitel "Zwangsarbeit" kein homogenes und gleichbleibendes Bild abgab. So war es jeweils vom Herkunftsland, späteren Einsatzort und den ihnen übergeordneten Vorarbeitern abhängig, wie Fremd- und Zwangsarbeiter an ihren Arbeitsstellen behandelt wurden.
Nach dem Polenfeldzug im Osten und dem Blitzkrieg im Westen, standen dem Deutschen Reich, Ende 1939/ Anfang 1940, zahlreiche Kriegsgefangene zur Verfügung. Diese kamen im Laufe des Jahres 1940 zum Großteil in der Landwirtschaft und später auch in der Industrie zum Einsatz. Gleichzeitig wurde in den besetzten Gebieten angefangen, Arbeitskräfte auf freiwilliger Basis zu werben. Jedoch blieben die Rekrutierungen hinter den deutschen Erwartungen zurück.

Anwerbung ital.  Arbeitskräfte

Anwerbung ital. Arbeitskräfte

Archiv: LHASA, Mer,Wintershall AG,Werk Lützkendorf 1/502

Deutschland hatte mit seiner aufstrebenden Kriegswirtschaft ein Arbeitskräftedefizit, das sich mit den ersten Einberufungen der Wehrmacht 1938/ 39 noch vergrößerte. So warb man Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten oder auch aus verbündeten Ländern, wie zum Beispeil Italien, an. Diese konnten jedoch zu keiner Zeit die Zahl der zur Wehrmacht einberufenen deutschen Arbeitskräfte ersetzen. Immer wieder waren die Arbeitsämter mit Arbeitskräfteanforderungen der Industrie, Bergbau und Landwirtschaft konfrontiert.
Eine leichte Stagnation der Arbeitskräftesituation fand Ende 1940 in der Industrie statt. Einberufene deutsche Arbeitskräfte kehrten teilweise an Ihre Arbeitsstätte zurück, oder wurden als sogenannte Arbeitsurlauber von der Wehrmacht freigestellt - sofern ihr Betrieb als kriegswichtig galt.

Sowjetische Kriegsgefangene

Sowjetische Kriegsgefangene

Bildarchiv: Bundesarchiv Bild 183-B21845 August 1942

Mit dem Angriff 1941 gegen die UdSSR wurden diese Arbeitskräfte zu den Einheiten zurück beordert. In den ersten Monaten des Krieges, kamen ca. 3 Millionen sowjetische Soldaten in dt. Kriegsgefangenschaft. Diese waren, aus rasseideologischen Gründen, weder für einen Einsatz im deutschen Reich vorgesehen, noch hat man sich ernsthafte Gedanken über deren medizinische Versorgung, Ernährung und Unterbringung gemacht. Sie wurden teils in großen Lagern unter freiem Himmel auf erobertem russischem Gebiet festgehalten. In den folgenden Monaten starben 1,5 Mill. Kriegsgefangene an Unterernährung und Entkräftung. Mit dem Wintereinbruch 1941 verlangsamte sich die Front und es war abzusehen, dass der Krieg sich in die Länge ziehen würde. Um den immer größer werdenden Arbeitskräftemangel in Deutschland abzumildern, entschloss man sich sowjetische Kriegsgefangene Anfang 1942 nach Deutschland zu überführen. Für sowjetische Kriegsgefangene galten besondere Bedingungen. Sie waren mit Polen und Slawen, auf der rasseideologischen Skala ganz unten angesiedelt. So mussten sie in geschlossenen und bewachten Lagern untergebracht werden und kamen nur in Kolonen zum Einsatz.

In den besetzten Gebieten kam es 1942/ 43 zu sogenannten Auskämmaktionen an der Zivilbevölkerung. Man hatte dafür vorher, wie auch bereits in Deutschland, die Dienstpflicht eingeführt. So war jeder Ausländer zwischen 16 und 65 Jahren zum Arbeitsdienst verpflichtet. Bei Weigerung konnte diese Personen auch in Erziehungslager der Gestapo oder Konzentrationslager der SS, zeitlich begrenzt, eingeliefert werden.

Festgesetzte italienische Offiziere

Festgesetzte italienische Offiziere

Bildarchiv: Bundesarchiv Bild 1011-304-0604A27 Sept. 1943

Weiterhin kamen 1943 italienische Militärinternierte hinzu. Diese ehemaligen Verbündeten Deutschlands, wurden nach dem Sturz Mussolinis entwaffnet und nach Deutschland gebracht, sofern sie nicht an deutscher Seite weiter kämpfen wollten. Sie erhielten den Status des "Militärinternierten", was üblicherweise eine übergeordnete Stellung gegenüber dem Kriegsgefangenen bedeutete. Dieser Status jedoch diente dazu, den ehemals verbündeten Soldaten den Status von Kriegsgefangenen zu verweigern, der sie unter den Schutz des "III. Genfer Abkommens von 1929 über die Behandlung der Kriegsgefangenen" gestellt hätte. Zum Großteil wurden die italienischen Militärinternierten gleich oder schlechter behandelt als die russischen Kriegsgefangenen, da sie als Verräter galten.