Wintershall Siedlung I - Eptinger Rain
Um den Bedarf an Wohnungen und Siedlungsstellen für die Gefolgschaftsmitglieder des Treibstoffwerkes zu decken, reichte die Kleinsiedlung Krumpa nicht aus. Mücheln, als nächstgelegene Stadt mit vorhandener Infrastruktur bot sich hier an. Südlich der Bürgermeister-Fritsch-Straße und der Freyburger Straße waren bereits erste neue Siedlerstellen durch die Kohlegruben errichtet worden.
Wintershall begann ab 1937 mit dem Bau und der Planung von 3 Siedlungen. Siedlung I wurde auf den ehemaligen Feldern des Rittergutsbesitzers Bach ab 1940/41 errichtet. Der Grund und Boden wurde für 1,- RM pro qm erworben. Zu den Häusern der Siedlung I zählen die Wohnblocks des heutigen Eptinger Rains 54 bis 66, zwischen Bürgermeister-Fritsch-Straße und Goethestraße (frühere Feldstraße). Die Siedlung I bestand aus 4 Wohnblocks mit je 3 Eingängen und 4 Wohnungen pro Eingang. Diese waren quer zum Straßenverlauf angeordnet und beinhalteten 12 Volkswohnungen pro Block, die während der Bauphase nachträglich mit einer Dachwohnung pro Eingang aufgestockt wurden. Diese Wohnblocks waren mit 3- Raumwohnungen zu 43 qm und 4- Raumwohnungen zu 57 qm ausgestattet. Die 4 Mietshäuser standen längs zum Straßenverlauf und waren mit je 4 Wohnungen zu 61 qm versehen. Auch hier kam es zu einer Aufstockung einer 5. Wohnung/ Kammer pro Eingang (Dachwohnung). Zu jeder Wohneinheit gehörten 150 qm Gartenland. Dies diente dem politischen Zweck der Selbstversorgung des Gefogschaftsmitgliedes, da bereits Mitte der 30 er Jahre Lebensmittel knapp wurden und sich verteuerten. Weiterhin konnte man damit Arbeitskräfte an das Werk und den Ort binden. Die Siedlung I war ausschließlich für die einfachen Gefolgschaftsmitglieder errichtet worden. Das Bauvorhaben wurde vom Thüringischen Wirtschaftsministerium für den Wirtschaftsbezirk IXb unter "Geheim" geführt. Während der Bombardierungen 1944/ 45 erhielt der nördlich stehende Wohnblock (Ecke Bürgerm.-Fritsch- Str./ Eptinger Rain, Siehe Foto!) einen Bombenvolltreffer, so das er abgerissen wurde. Zu DDR- Zeiten errichtete man auf dem freien Gelände eine Kaufhalle, die heute ebenfalls nicht mehr existent ist.
Siedlung II - Rudolf Oeltzschner Weg
Siedlung II sollte, äquivalent der Siedlung Krumpa, aus einzelnen Siedlerstellen mit Stallung und Gartenland bestehen. Hierzu wollte man insgesamt ca. 107 Siedlerstellen südlich der Freyburger Straße bauen (heutige Karl-Marx-Str., Am Steinkreuz, Branderodaer Str., Th.-Müntzer-Str., Obere Freyburger Str., Damaschkeweg). Mit dem Bau begann die Mitteldeutschen Heimstätten G.M.B.H. Magdeburg 1937. In der 1. Bauphase wurden 18 Siedlerstellen im Rudolf-Oeltzschner Weg (heutige Karl-Marx-Str.) bis Anfang 1938 errichtet. Bis 1945 kamen noch 8 weitere Siedlerstellen im heutigen Damaschkeweg hinzu. Jedoch kam die Siedlung II bis 1945 nie über ihren 1. Bauabschnitt drüber hinaus. Von den 18 Siedlerstellen, wurden 16 Stellen bis zum 15.3.1944 aufgelassen und übereignet.
Siedlung III - Am Galgenhügel
Mit dem Bau der Siedlung III wurde im Jahr 1942 begonnen. Diese, rein für höhere Angestellte des Treibstoffwerkes gebauten Wohnblocks, befinden sich heute in der Beethoven- und Schillerstraße. Die Wohnungsgrößen, mit je vier Räumen, lagen bei 80 qm. Auch hier erweiterte man jeden Eingang mit einer zusätzlichen Dachwohnung nachträglich. In der gesamten Planung unterschied sich Siedlung III von Siedlung I in der Ausstattung deutlich. Zu den etwas größer geplanten Gärten pro Wohnung, waren hier unter anderem eine Schule geplant, Läden zur Versorgung und 2 oberirdische Bunker zu den bereits je Eingang existierenden Luftschutzkellern. Diese Luftschutzkeller bestanden teilweise bis 1989.
Für die Ausführung der Bauarbeiten war für Siedlung I und Siedlung III die Gemeinnützigen Siedlungsbau G.M.B.H. Berlin zuständig. In einem Schreiben vom 18.3.1942 wird die Siedlung III vom Beauftragten des 4 Jahresplanes in der Tgb.-Nr.: 33421/ 41 in die Klasse "0" eingestuft. Diese Klasse hat die höchste Dringlichkeitsstufe und verpflichtet damit zur Umsetzung des Bauvorhabens noch im selben Jahr. Jedoch wurde auch diese Siedlung nicht vollständig errichtet und kam über ein Anfangsstadium nicht hinaus. Erst in den 50-er Jahren wurde die Siedlung, anders als ürsprünglich geplant, vollendet.