Erste Schritte im Geiseltal

Schloss Bedra
Bildquelle: Digitale Sammlung der Zentral- und Landesbibliothek Berlin/ Sammlung Alexander Duncker
Die ersten Schritte in Richtung Industriealisierung des Geiseltals, begannen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. So entstand 1830, auf Betreiben Heinrich Ferdinand von Helldorff, eine Zuckersiederei mit angeschlossener Brennerei im damaligen Bedra (heutigen Braunsbedra), die angebauten Zuckerrüben von den umliegenden Feldern Helldorff's verarbeitete. Der Energiebedarf wurde aus der 1832, ebenfalls von Heinrich Ferdinand von Helldorff, eröffneten Kohlengrube bei Petzkendorf (überbaggert) gedeckt. Auf Grund eines unwirtschaftlichen Verarbeitungsprozesses wurde diese Siederei jedoch wieder geschlossen. Heute befinden sich die Geschäftsräume der Firma Gebr. Gallas auf dem Gehöft
1856 entsteht die Zuckerfabrik Körbisdorf. Acht Jahre später 1864 errichtet man in Stöbnitz eine weitere Zuckerfabrik. Auch hier war derer von Helldorff Gründer und Wegbereiter. Die Kohle für die Fabrik kam von der angrenzenden Grube Pauline die seit 1845 betrieben wurde und die den Namen der in jungen Jahren verstorbenen Tochter Karl von Helldorff's trug.
Es bildete sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine immer größer werdende Zuckerindustrie heraus. Ihr Bedarf an Kohle, als günstiges Heizmaterial, wuchs ständig. Man kann sagen, die verarbeitende Zuckerindustrie war die Amme des werdenden Kohlebergbaues. Nicht nur, dass sich im Geiseltal feste Abnehmerstrukturen für Kohle heraus bildeten, auch entwickelte sich weitere Infrastruktur. Der Kohleabbau löste eine große Nachfrage an Arbeitskräften, Zuliefer- und Handwerksbetriebe aus. So entstanden z.B. Ziegeleien, die die tonhaltigen Erden des Deckgebirges über der Kohle zu Ziegeln verarbeiteten und sie wieder an die Fabriken verkauften.
Die Symbiose zwischen verarbeitender Zuckerindustrie und Kohlegruben im Geiseltal fing an Früchte zu tragen. Kohlegruben konnten nun teilweise halbe oder volle Jahresförderungen an die Zuckerfabriken verkaufen. Ein Abbau über das ganze Jahr war gegeben, da die Eigentümer nicht mehr nur für Ihre privaten Zwecke und den Hausbrand der Orte abbauten.
1877 baute man eine befestigte Straßenverbindung Mücheln- Merseburg. Diese eröffnete zwar neue Transportwege und damit neue Absatzgebiete, aber war das Automobil noch nicht erfunden. Pferdefuhrwerke waren Stand der Dinge und übernahmen die Transportaufgaben. Dieser Zustand wurde erst 9 Jahre später durch die Eröffnung der Bahnstrecke Mücheln - Merseburg behoben. Dieses Verdienst ist der Zuckerfabrik Stöbnitz und Ihren Gesellschaftern zu verdanken. So kaufte die Zuckerfabrik das benötigte Land von 26 Hektar für 156.000 RM und beteiligte sich weiterhin mit einer Summe von 257.545 RM am Bau dieser Strecke.
Diese Bahnstrecke war von ausschlaggebender Bedeutung für die weitere Entwicklung des Geiseltals, den erst jetzt war der Weg zur Expansion der Kohlegruben und Zuckerfabriken gegeben.